Standard&Poor’s- Objektivität vs. Gewinnmaximierung

Die amerikanische Ratingagentur Standard&Poor’s

Die Standard%Poor’s Corporation entstand 1941 aus der Verschmelzung von Standard Statistics und Poor’s Publishing. Heute gehört Standard&Poor’s neben Fitch und Moody’s zu den größten und bedeutendsten Ratingagenturen weltweit. Insgesamt kontrollieren die drei genannten Agenturen 95% des gesamten Ratingvolumens, von denen S&P ca. 40% ausmacht. Der Markt ist somit fest in amerikanischer Hand.

Wie für Ratingagenturen allgemein üblich bewertet S&P die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen. Die Bewertung der Kreditwürdigkeit hat schließlich Auswirkungen darauf, wie leicht, oder schwer es für einen Staat, oder ein Unternehmen ist sich am Markt mit Kapital einzudecken. Allen Ratingangenturen liegen gewisse Ratingstandards zu Grunde, die sich nur in Nuancen unterscheiden. Bei Standard&Poor’s reichen sie von AAA (Zuverlässige und stabile Schuldner, höchste Qualität) bis zu D (nicht als Investment geeignet).

Auf Grund der hohen Reputation und Bedeutung der Agentur werden die Bonitätsbewertungen von S&P immer mit Spannung erwartet und haben oft direkte Auswirkungen auf die sensiblen Finanzmärkte. An dieser Stelle setzt auch die Kritik an der Ratingagentur ein. Ratingagenturen sollen unabhängig und unvoreingenommen handeln. Wie jedoch Bewertungen zu Stande kommen wird nicht öffentlich gemacht. Es fehlt an entsprechender Transparenz. Ein weiterer Kritikpunkt ist an der Tatsache festzumachen, dass S&P, wie alle anderen Agenturen auch auf Gewinnmaximierung fixiert sind. Kritiker sind der Meinung, dass darunter die Objektivität leidet und der Markt zu den eigenen Gunsten manipuliert werden kann, bzw. Insiderinformationen entweder selbst zu Spekulationszwecken verwendet, oder an Dritte weiter verkauft werden können. Um diesem Vorwurf zu entgehen betont die Agentur immer wieder, dass es sich bei Bewertungen ihrerseits lediglich um Empfehlungen handelt. Diese Empfehlungen werden jedoch an den Märkten direkt umgesetzt, wie die Praxis zeigt.

S&P hat somit ein enormes Machtpotential inne, da schon eine kleine Herabstufung eines Staates, beispielsweise von AAA auf AA+, verheerende Folgen haben kann. Insbesondere in der jüngsten Eurokrise ist dies zu beobachten. An den Finanzmärkten ist insbesondere der psychologische Faktor, das Vertrauen, von größter Bedeutung und bildet oft die Grundlage dafür, ob ein Investment zu Stande kommt oder nicht. Wenn Staaten herabgestuft werden, wird es für sie problematischer sich am Markt mit frischem Geld einzudecken. Das Ausfallrisiko von Staatsanleihen erhöht sich unter Umständen.

Erst im letzten Jahr wurde S&P in Australien zusammen mit der niederländischen Bank ABN AMRO und dem Finanzdienstleister LGFS wegen „irreführender Bewertung von Finanzprodukten“ zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von umgerechnet rund 24 Mio € verurteilt. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Präzedenzfall Schule macht.

Um das Alleinstellungsmerkmal der amerikanischen, auf Gewinn ausgerichteten Ratingagenturen, zu durchbrechen wird in Europa schon seit längerem über eine europäische, unabhängige Agentur beraten, die ein Gegengewicht zu den amerikanischen Agenturen darstellen könnte.

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